Schaftherstellung
Als
Schaft bezeichnet man in der Schuhindustrie das fertig genähte
Oberteil eines Schuhs. Im Falle eines Herrenschuhs besteht der fertig
zusammengenähte Schaft aus einem Stück. Bei den
meisten Damenschuhen besteht der fertige Schaft jedoch aus zwei Teilen,
dem Vorderblatt und der Hinterkappe.
In der Schaftherstellung greifen die zwei Abteilungen
Zuschneiderei und Stepperei ineinander. In der Zuschneiderei werden, je
nach Modellauswahl und Auftrag, die Materialteile zugeschnitten, welche
nachfolgend in der Stepperei zum Schaft vernäht werden.
Zuschneiderei
Das
für die Schaftherstellung benötigte Leder wird in
großen Mengen in Gerbereien eingekauft und von einem
Mitarbeiter der Zuschneiderei bereits vor Ort kontrolliert und
abgenommen. In der Manufaktur angekommen wird das Leder bei konstanter
Temperatur und unter ausreichend Feuchtigkeit gelagert. Material das in
der Zuschneiderei oft verwendet wird, lagert direkt in der
Nähe der Schneidetische in Lederregalen. In der Zuschneiderei
ist viel Erfahrung mit dem Rohmaterial gefragt. Ein fundiertes Wissen
über die verschiedenen Lederarten ist von Nöten um
Materialfehler noch vor dem Zuschnitt zu erkennen.
Aus diesem Grund wird das ausgesuchte Lederfell unter hellem Licht
eingehend betrachtet um Unreinheiten wie etwa Verletzungen, Narben oder
Falten festzustellen und mit einem speziellen Stift zu markieren. Des
Weiteren werden die Dehnungseigenschaften und der generelle Zustand des
Leders festgestellt. Ist ein Leder beispielsweise zu alt und weist
bereits vor der Produktion zu starke Faltenbildungen auf, so kann
dieses Material nicht verwendet werden. Kleinere Falten oder
Unreinheiten finden aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und
nicht zuletzt auch der Nachhaltigkeit an weniger sichtbaren
Seitenteilen des Schuhschafts Verwendung.
Nach erfolgter Modellauswahl, Begutachtung des Rohmaterials sowie der
Markierung von fehlerhaften Stellen im Leder, werden die
benötigten Einzelteile für Obermaterial und
Zwischenfutter in der Zuschneiderei zugeschnitten. Die Menge der
anzufertigenden Einzelteile richtet sich nach dem jeweiligen Modelltyp.
So macht es beispielsweise einen Unterschied ob Material für
einen einfachen Herrenschuh (z.B. im Stile eines "Plain Derby") oder
einen Damenschuh (z.B. eine Latein-Sandale mit vielen einzlenen
Riemchen oder Netz-Einsatz) benötigt wird.
Der
Materialzuschnitt erfolgt durch einen computergesteuerten Schneidetisch
der seine Aufträge vollautomatisch aus einem
Warenwirtschaftssystem bezieht und dem die benötigten
Modelldaten (Schnittmuster) übergeben wurden. Moderne
Schneidetische scannen die jeweiligen zur Verfügung stehenden
Lederfelle und ermitteln anschließend die
bestmögliche Platzierung der auszuschneidenden Einzelteile
unter Berücksichtigung der gelb markierten Fehlerstellen. Bei
jedem Lederfell wird die fertige Auslage noch einmal von einem
Mitarbeiter kontrolliert und bei Bedarf von Hand etwas angepasst.
Ist der
Schneidetisch erst einmal fertig eingestellt, verrichtet ein
vollautomatischer Schneidekopf die Arbeit von alleine. Der Schneidekopf
ist mit einem sehr scharfen oszillierendem Messer bestückt,
das hochpräzise Schnitte ausführt. Während
dem Zuschnitt wird das Lederfell vom Tisch durch unzählige
Düsen von unten angesaugt. Dadurch ist sichergestellt, dass
keine Falten im Leder sind, die unsaubere Schnitte verursachen oder den
Schneidekopf stören könnten. Nachdem das Messer alle
Teile ausgeschnitten hat, werden die Düsen ausgeschaltet und
die zugeschnittenen Teile entnommen.
Bevor es
automatische Schneidetische gab, wurde der Zuschnitt mit Stanzeisen und
Stanzen durchgeführt. Bei besonders schwierigen bzw. sensiblen
Materialien werden einzelne Schuhteile auch heute noch auf den
hydraulischen Stanzen mit Hilfe von Stanzmessern zugeschnitten. Der
Zuschnitt von Hand, mit Messer und Schneideschablone, kommt heute in
der modernen, standardisierten industriellen Schuhproduktion so gut wie
nicht mehr vor. Lediglich in weniger entwickelten Ländern oder
in der Einzelanfertigung von exklusiven und individuellen
Maßschuhen wird diese Methode noch angewandt.
Stepperei
Bevor die
zugeschnittenen Materialteile die Zuschneiderei verlassen, wird die
Hinterkappe eines jeden Tanzschuhs mit einer eindeutigen Kennung
versehen. In der Prägung vermerkt wird unter anderem die
Plannummer, anhand derer das Herstellungsdatum abgeleitet werden kann,
sowie die Schuhgröße und Materialkennung von
Innenfutter und Obermaterial. Anschließend werden die
zugeschnittenen Materialteile modellweise gebündelt zur
Weiterverarbeitung an die Stepperei zum Vernähen
übergeben.
In der Stepperei wird das Obermaterial eingangs mit einem Innen- bzw.
Zwischenfutter verstärkt, um Stabilität, Haltbarkeit
und besseren Tragekomfort zu erlangen. Je nach Modelltyp kommen die
unterschiedlichsten Verstärkungsarten und -formen zum Einsatz.
Die Verstärkungen werden zunächst mit dem
Obermaterial vollflächig verklebt. Dies bietet einerseits
bereits einen guten Zusammenhalt der beiden Schichten, dient jedoch
andererseits auch zur Fixierung für die nachfolgenden
Näharbeiten in denen die Materialien endgültig
zusammengenäht werden.
Die
verstärkten Teile werden in nachfolgenden Arbeitsschritten je
nach Modellvariante ab- oder umgenäht, bzw. umgeschlagen.
Unter anderem wird an Stellen, die beim späteren Tragen
besonders belastet werden, ein reißfestes Band
eingenäht um ein Ausreißen zu verhindern. Im
Anschluß werden die Einzelteile zum Schuhschaft
zusammengenäht. Neben den beschriebenen Näharbeiten,
die für Haltbarkeit und Zusammenhalt des späteren
Schafts notwendig sind, werden hier auch Ziernähte,
Schmuckeinsätze und weitere Verzierungen eingearbeitet.
Am Ende der Schaftproduktion werden bei Herrenschuhen Ösen
für die Schnürung eingearbeitet. Bei Damenschuhen
werden Druckknöpfe an den Hinterkappen angebracht, die zu
einem Schließmechanismus an den Fesselriemchen
gehören. Das Gegenstück dieses
Schließmechanismus in Form einer stufenlos verstellbaren
Druckknopfschnalle wird später nach der Bodenmontage in die
Fesselriemchen eingefädelt. Durch diesen Druckknopf
müssen die Riemchen von den Tänzerinnen lediglich
einmalig auf die jeweilige Fesselweite eingestellt werden.
Anschließend kann man die Tanzschuhe bequem über den
Druckknopf öffnen und schließen.
Bildergallerie
Schaftherstellung
             
Wir fahren
fort mit der Bodenmontage >>
|